Was macht das Rot am Donnerstag?

Lieber PädgogInnen, liebe ErzieherInnen!

Um unser Maltheater zu verstehen, müssen Ihre Kinder vorab keine „Geschichte“ kennen. Denn jedes Kind wird und darf die „Geschichte“ unseres Bildes anders erleben.
Damit Sie trotzdem einen Eindruck bekommen können, um was es uns geht, haben wir hier aufzuschreiben versucht, was für eine „Geschichte“ wir während der Proben für uns gefunden haben.
Der Maler wird während der Vorstellung nur wenige Worten brauchen – nur gerade soviel, um Neugier und Phantasie der Kinder zu Beginn jeder Szene neu auf die „Spur“ zu setzen. Das Malen selbst geschieht stumm und wird in seinen wechselnden Rhythmen und Stimmungen durch Musik unterstützt.

Eine Stückbeschreibung

Die Farben sind angerührt, die Pinsel liegen bereit. Hinter der durchsichtigen Leinwand steht voller Tatendrang der Maler.
Womit beginnen?
Vielleicht mit einem kleinen roten Fleck?
Und mit einer Frage. Einer Frage, wie sie nur Kinder oder Maler stellen:
„Was macht das Rot am Donnerstag?“
Der „Held“ ist gefunden, die Neugier geweckt.
Und die Antwort kann keine gewöhnliche sein...


Das Bild beginnt!
Ein kleiner roter Fleck wird auf die Leinwand gesetzt. Und bekommt ein Zuhause. Ein Raum wird entworfen, aus schützenden, massiven Formen; sehr eckig, sehr ordentlich, Stein auf Stein. Bis es dem kleinen Rot darin zu eng wird.



Der Maler setzt es hinaus. Das kleine Rot darf „ins Freie“, sich wie ein Kind austoben, im Spiel verlieren mit gelben Punkten, die zu fliegenden Bällen werden, sich in Vögel verwandeln, in Wolken. Und aus dem kleinen Rot ist unverhofft ein Marienkäfer geworden.


Der hat nach dem lebhaften Spiel nun Aufmerksamkeit für eine träumerische Reise: Aus einer langen, sorgfältig gewundenen Linie entwickelt der Maler die Spur in ein Zauberreich voller märchenhafter Paläste, Pflanzen und Tiere. Das kleine Rot darf schließlich als Perle einen Springbrunnen zieren.



Als einziger Farbfleck in einer grafischen Landschaft bekommt das Rot nun Sehnsucht nach Gesellschaft. Der Maler hilft ihm gerne und setzt - wie ein Kind, das seinen neuen Farbkasten ausprobiert – begeistert Farbe an Farbe, in der Fülle schwelgend, die Malwand füllend, wo immer sich noch ein schönes Plätzchen findet. Die Farben bevölkern den Raum, bilden Blätter, Pilze, Schnecken... Und das kleine Rot erblüht als Blume.


Eigentlich ist das Bild jetzt voll.Voll mit kleinen schönen Wesen. Ist das Bild jetzt fertig? Nein, das kleine Rot hat einen neuen Wunsch: Es möchte einmal den „Großen“ begegnen. Und schon entstehen große Formen. Formen, die sehr viel Platz brauchen und schon Gemaltes verdrängen. Dürfen die das? Aber sie sind wirklich sehr schön. Sie werden schützende Bäume, üppige Wiesen. Nun ist aber wirklich kein Platz mehr auf dem Bild! Jetzt ist es bestimmt fertig!



Doch wo ist das kleine Rot geblieben? Nanu, es hat sich in einen Fisch verwandelt! Was hat es sich dabei gedacht? Es gibt doch gar kein Wasser!
Aber schon steigt der Maler auf die Leiter und malt ganz weit oben drei dicke Regenwolken. So dick, daß die Farbe tropft...


Sie tropft herab, wie dicke Regentropfen. Zwischen den Bäumen bilden sich graue Pfützen. Bald wird das ganze Bild naß. Das schöne Bild! Es wird doch nicht zerfließen?


Zum Glück bricht zuletzt die Sonne hervor, groß und leuchtend. Ihre Strahlen erwecken die Wasserlandschaft zu neuem Leben.



Das Bild ist fertig.
Und das kleine Rot? Was hat es nun am Donnerstag gemacht?
Nun, „es hat Spaß gemacht“.

Und das Bild? Es hat sich immer wieder verwandelt. Und damit eine Malweise erlebbar gemacht, die nicht von vornherein auf ein fertiges, besonders „schönes“ oder „richtiges“ Ergebnis zielt. Malen ist ein Prozeß, der vom ersten Pinselstrich an Überraschungen gebiert und seine Belohnung schon in sich selber trägt.

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Fotos: Jutta Missbach, Helmut Pogerth


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Was macht das Rot am Donnerstag?